Usability und UX für Senioren, Silver Surfer und technikferne Menschen

Bislang konzentriert sich das Bemühen um gute Usability vor allem um die "Hauptzielgruppe" - Menschen, die tagtäglich im Web unterwegs sind, meist firm in der Anwendung oder doch zumindest in guter Übung.

Was wir dabei aber komplett aus den Augen verlieren sind jene, die eine gute Usability eigentlich am nötigsten haben: diejenigen, die nicht mit dem Internet aufgewachsen sind, in deren "Reflexen" sich das Erkennen eines Buttons oder die Möglichkeit, rasch das Gesuchte zu finden, noch nicht fest etabliert hat.

Die Rede ist von den sogenannten

  • Best Agern
  • Silver Surfern
  • Generation 50plus - heute inzwischen durch 60plus ersetzt, da sich auch 50jährige sicher auf dem Tanzparket der Onlinewelt bewegen

eben von Senioren, älteren Menschen zu deren Zeit das Internet noch nicht mal existierte und die sich später nur langsam and den Umgang damit gewöhnen konnten.

Dennoch steigt insbesondere deren Bedarf an der Nutzung des Internets und auch die Freude am ECommerce. Schließlich wird Einkaufen immer beschwerlicher und insbesondere in ländlicheren Umgebungen ist es hilfreich, tägliche Einkäufe oder auch Sonderwünsche einfach zu bestellen.

Dies wird jedoch erschwert durch wenig seniorenfreundliche Websites, Missachtung der besonderen Bedürfnisse dieser oft zahlungskräftigen Kundengruppe und einfach seniorenunfreundliche Usability.

Usability-Hürden für Senioren und Silver Surver

Nielsen, anerkannt als Experte für Usability und Customer Journey, stellte einst die 106 Design-Richtlinien für gute Usability auf. Keine festgemauerten Regeln, dennoch beachtenswert - erschwert ein Verstoss gegen diese Richtlinien doch die gute Lesbarkeit und damit die User Experience.

Für ältere Menschen jedoch hat ein derartiger Verstoss deutlich weitreichendere Konsequenzen: eine Verletzung einer Usabilityregel führt häufig zu einem Abbruch der Tätigkeit. Die meisten Senioren haben nicht gelernt, mit Fehlermeldungen, dead links oder ähnlichen Schwierigkeiten umzugehen. Standards sind nicht akzeptiert oder werden gerade erst erlernt, Beispiel dafür das Hauptmenü als Leiste unterhalb des Logos. Beschließt also eine Firma, die website möglichst innovativ aufzubauen und auf ein Menü im klassischen Sinn zu verzichten, so haben Senioren ein noch deutlicheres Problem, als "digital natives". Würde unsereins ggf. noch zur Suchfunktion greifen, um den gewünschten Eintrag zu finden, müssen ältere Menschen die Website jetzt verlassen.

Bekannte Usability-Hürden

  • Größen und Lesbarkeit - Buttons/Schaltflächen, Schrift etc. zu klein
  • Fachausdrücke
  • "Denglish" und Fremdwörter
  • zu viele Informationen und Textlänge
  • unerwartete Bezeichnungen
  • haptische Probleme, z.B durch zu eng gesetzte Links, erzeugt durch Beschwerden des Alters wie Zittern, Umgang mit der Mouse, Anschwellen der Finger etc.
  • Nutzung mobiler Geräte und deren Standardbedienung
  • unklare Datenschutzbestimmungen

Eine Studie des Projektes mobi.senior.a zeigte bei Nutzung von unterschiedlichen Apps, dass 50% der älteren Teilnehmer bei der Erfüllung verschiedener Aufgaben scheiterten. 30% davon konnten gar nicht gelöst werden.

Dennoch ist auch zu vermerken, dass Senioren und ältere Menschen schnell lernen und bereits Bekanntes gut wiedererkannten und nutzten. Dennoch zeigt sich insbesondere bei der Inbetriebnahme von Geräten und Apps der Mangel an Erfahrungen